Grübeln ohne Ende? 10 Gründe, wie du mit Gewaltfreier Kommunikation gelassener wirst

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Bist zu ständig am Grübeln?  Pause für das Gedankenkarusell, Gelassenheit, mehr Energie und mehr Sichtbarkeit : Das sind die Effekte, die Gewaltfreie Kommunikation für mich persönlich und viele andere gebracht haben. Mein erstes Training habe ich begonnen bevor mir klar war, dass ich hochsensibel bin. Aber nun, etliche  Kurse und Selbstreflexionen weiter, kann ich mir gut erklären, woher diese Effekte kommen. Ich bin auf 10 gute Gründe gekommen, warum du von wertschätzender Kommunikation profitieren kannst, auch wenn du nicht hochsensibel bist.

1. Du brauchst Raum

Wenn du hochsensibel bist und als Mutter tendierst du möglicherweise dazu, es allen recht machen zu wollen. Du sorgst dafür, dass es allen gut geht. Ständig will einer etwas von dir. Du sorgst dafür, dass die Kinder rechtzeitig in die Schule kommen und bringst sie zu ihren Nachmittagsaktivitäten. Du kaufst ein, kochst, räumst auf und so weiter und so weiter. Du weißt, was ich meine. Dazu kommt vielleicht noch der Gedanke, alles perfekt machen zu müssen.

Wenn du deinen Lieben jetzt so viel deiner Energie schenkst, bleibt für dich selbst wenig übrig. Dein Spielraum wird klein, weil immer mehr Bedürfnisse nicht erfüllt sind. Gerade wenn du hochsensibel bist, fühlst du dich gereizt und unausgeglichen. Gewaltfreie Kommunikation hilft dir, deinen Spielraum zu vergrößern und deine Bedürfnisse zu zeigen und zu erfüllen. Wenn du deine Bedürfnisse kennst, erkennst du auch, dass es nicht nur eine Lösung für deine momentane Situation gibt.

2. Du sprichst liebevoller

Wenn du dich als Mutter mit deinen Gefühlen und Bedürfnissen annimmst, profitieren deine Kinder – ob du hochsensibel bist oder nicht. Wenn du hochsensibel bist, musst du aber noch viel mehr dafür sorgen, dass du ausgeglichen bist. Dann hast du auch mehr Energie und mehr Geduld. Du bist offener für deine Kinder. Euer Umgang basiert auf Augenhöhe und mit dir als empathischem Vorbild ist es wahrscheinlicher, dass sie auch deine Sprachmuster übernehmen und für sich selbst einstehen können ohne Gewalt- weder verbal noch körperlich. Mobbing oder Schlägereien auf dem Schulhof sind letztlich Ergebnisse von einem wenig liebevollen Umgang, der in vielen Familien herrscht.

2. Du verstehst dich selbst besser und bleibst gelassener

Ein Grund für mich Gewaltfreier Kommunikation zu lernen war es, meine Schreiattacken in den Griff zu bekommen. Ich schrie immer dann, wenn ich aus irgendeinem Grund unausgeglichen war und eigentlich ein großes Ruhebedürfnis hatte. Wenn die Kinder mich dann zusätzlich forderten, war es so weit. Mit Empathie und Achtsamkeit sorge ich nun viel besser für mich und kann meine Bedürfnisse respektvoll ausdrücken.

Dass ich mich selbst als hochsensibel annehme, hilft mir umso mehr auf mich zu achten. Aber es kann sein, dass dich nicht eine aktuelle Situation an deine Grenze bringt, sondern eine, die schon lange zurückliegt. Situationen, die dich total zum Ausflippen bringen, haben oft mit deinen eigenen Kindheitserfahrungen zu tun. Es sind solche Erlebnisse, bei denen du als Kind dringend Empathie gebraucht hättest, aber nicht bekamst. Und deine Kinder führen sie dir vor Augen. Mit der Gewaltfreien Kommunikation ist es möglich, auch weit zurückliegende Situationen zu bearbeiten. Ich habe das selbst schon gemacht und konnte so einige aktuelle Situationen mit meinen Kindern entschärft.

4. Du erhältst mehr Sichtbarkeit und Hörbarkeit

Die meisten Hochsensiblen sind introvertiert. Sie sind leiser als andere und es fällt ihnen schwerer für sich einzustehen. Sie versuchen Probleme selbst zu lösen. Wenn du hochsensibel bist, gerätst du leicht ins Grübeln und denkst immer weiter ohne eine Lösung zu finden. Klare Ansagen fallen dir schwer. Die vier Schritte bieteten dir einen Plan, um das Grübeln zu beenden und deine Gedanken zu ordnen. Du lernst, wie du dich in unangenehmen Situationen verhalten kannst und dabei im Einklang mit deinen Bedürfnissen und denen deines Konfliktpartners bleibst.

Marshall Rosenberg, der die Gewaltfreie Kommunikation entwickelt hat, bezeichnet die Bedürfnisse als Quelle der Lebensenergie. Ich kann von mir aus sagen, dass es viel Energie frei setzt, wenn man sich seine Bedürfnisse erfüllt. Und wenn du andere brauchst, um ein Bedürfnis zu erfüllen, schaffst du Verbindung und zwar ganz auf deine eigene leise Weise. So wirst du als Introvertierte sichtbarer und hörbarer.

Das ist letztlich der Grund, weshalb ich meine Seite „Sich Zeigen“ genannt habe. Denn Gewaltfreie Kommunikation bietet einen Plan, wie du dich respektvoll mitteilen kannst.

5. Du lernst eine neue Sprache

Auch wenn du hochsensibel bist, kann deine Sprache gewalttätig sein. Vorwürfe, Kritik, Manipulation sind allgegenwärtig. Schließlich erhalten Hochsensible die gleiche Erziehung wie alle anderen. Wir übernehmen die verbalen Vorbilder von Eltern, Lehrern, Erziehern und anderen Bezugspersonen. Im Laufe des Lebens passen wir uns immer weiter an und entwickeln unsere eigenen Sprachmuster. Als Hochsensible geraten wir zudem sehr schnell an unsere eigenen Grenzen, weil unsere Wahrnehmung intensiver ist. Wir laufen quasi schneller heiß. Das Elternsein verstärkt das Ganze noch und dazu noch der Hang zu übermäßigen Grübeln.

Wir sehen, dass Menschen, die nicht hochsensibel sind, mehr leisten, weniger grübeln, weniger empfindlich und irgendwie lauter sind. Wir fragen uns, was mit uns nicht stimmt. Von der Sozialisation her sind wir darauf getrimmt, Fehler zu sehen. Weil alle anderen irgendwie besser zu funktionieren scheinen, suchen wir den Fehler bei uns. Und kommen ganz schnell zum Schluss, dass bei uns etwas nicht stimmt. Bei mir war der Gedanke „Ich bin anders,“ sehr stark.

Gewaltfreie Kommunikation ist für mich ein Weg aus den gewohnten Denkstrukturen auszusteigen. Ich verbinde mich mit meinen Gefühlen, kenne meine Bedürfnisse und kann sie mir selbst erfüllen oder andere in respektvoller Form bitten, mir zu helfen. Zuerst brauchst du aber die richtigen Worte dafür. Das ist wie eine neue Sprache, die du lernst. Rosenberg nennt seine Methode daher auch „Sprache des Lebens“.

6. Du kannst dein Grübeln stoppen

Hochsensible neigen zum Grübeln. Kommt dir das bekannt vor? Du durchdenkst ein Problem nicht nur einmal, sondern wieder und wieder. Zu Lösungen kommst du aber nicht. Mit den vier Schritten kannst du deine Gedanken in die richtige Richtung leiten, nämlich zu den Bedürfnissen. Du kannst dir konkret überlegen, welches Bedürfnis hinter deinen Gedanken nicht erfüllt ist. Wenn du das weißt, kannst du Lösungen entwickeln. Es geht in der Gewaltfreie Kommunikation darum, offen zu werden für Neues und neue Wege zu sehen und auszuprobieren.

7. Du nutzt deine besondere Fähigkeit zur Empathie und wirst ein besserer Zuhörer

Bist du ein guter Zuhörer? Wenn du hochsensibel bist, ist das sehr wahrscheinlich. Dann bist du sicher auch empathisch. Und die Definition: mit dem Herzen zuhören kommt dir bekannt vor. Der Vier Schritte Prozess dient dazu, empathisch zuzuhören– dir selbst und anderen. Zuhören ist erst einmal wichtiger als Sprechen. Das entspricht Hochsensiblen sehr. Im Prozess der Einfühlung geht es darum, Gefühle des Gegenübers wahrzunehmen und in Bedürfnisse zu übersetzen. Daraus ableiten kann man dann Lösungen.

Wenn du dir bewusst bist, dass du fremde Gefühle gut spüren kannst, dann kannst du dir das zunutze machen und anderen Menschen leichter Mitgefühl entgegenbringen. Das ist gerade für Mitter sehr hilfreich. Zuhören, Einfühlung und gemeinsam mit den Kindern nach Lösungen suchen, ist besser als für jedes Problem eine einzige Lösung sofort parat zu haben. Meine Erfahrung ist, dass Kinder Offenheit zu schätzen wissen.

8. Du wirst offener und weniger angreifbar

Ich bin der Meinung, dass  jeder lernen sollte, wie man Probleme auf Augenhöhe lösen kann. Es ist für jeden bereichernd, sich aus den gewohnten Gedankenmustern zu befreien. Letztlich ist Gewaltfreie Kommunikation eine Methode der Konfliktlösung. Rosenberg selbst hat sie in zahlreichen Krisengebieten in der Konfliktlösung angewendet. Aber sie ist vor allem eine liebevolle, aufgeschlossene Haltung dem Leben selbst gegenüber, die jede Menge positive Energie bringt.

Verbindung und ein mitfühlender Umgang sind zentrale Werte. Das macht sie so bereichernd für mein Leben. Rosenberg selber hat in seinem Leben Konflikte erlebt, die auf körperlicher Ebene ausgetragen wurden. Aber Gewalt fängt eben in der Sprache an. Die vier Schritte dienen dazu, sich das bewusst zu machen und aufzulösen.

9. Du nimmst Kritik weniger persönlich

Wie sehr mich Kritik schmerzt. Davon kann ich ein Lied singen. Das ist sehr typisch, wenn du hochsensibel bist. Wenn du auf Kritik sofort reagierst, gerätst du in eine Verteidigungshaltung. Der Kritiker sagt dann eventuell: „Ich habe es ja nicht so gemeint.“ Aber die Verletzung ist schon in der Welt und wirkt. Ein Gedanke, den ich sehr entlastend finde ist, dass der Kritiker immer eine Aussage über sich selbst trifft. Das lässt sich auf SEINE unerfüllten Bedürfnisse zurückführen.

Wenn du weißt, welche seiner Bedürfnisse nicht erfüllt sind, kannst du sein eigentliches Anliegen sehen. Dadurch wirst du weicher gestimmt und DEINE eigene Wut und Hilflosigkeit wird weniger. Dann kannst du deinem Gegenüber besser zuhören, vielleicht nicht sofort, aber nachdem du dich beruhigt hast. Du kannst das, was über dich gesagt wurde, nicht mehr ändern, aber deine Reaktion darauf. Du haste die Wahl: willst du streiten oder Lösungsmöglichkeiten finden?

10. Du lernst, wie du mit Achtsamkeit einen Schritt zurücktreten kannst

Rosenberg sagte, dass er viele seiner Ideen vom Buddhismus „geklaut“ hätte. Eine davon ist Achtsamkeit. Gewaltfreie Kommunikation ist ja nicht nur eine Methode oder ein Prozess, sondern eine Haltung, die einen ein Leben lang begleitet. Und diese Haltung ist achtsam. Das ist schon im ersten Schritt wichtig: Beobachten ohne zu bewerten. Du schaust, was im Hier und Jetzt los ist, ohne die Situation zu bewerten wie mit einer Filmkamera. Die Kamera liest keine Gedanken, sondern zeigt objektiv.

Deine eigenen Urteile und Bewertungen sind subjektiv und bringen dich vom gegenwärtigen Moment ab. Achtsam sein, bedeutet, dass du dich deinem momentanen Erleben ganz bewusst zuwendest und zwar ohne zu urteilen oder etwas ändern zu wollen. Wenn du hochsensibel bist, neigst du zum Grübeln. Dieser erste Schritt hilft dir gar nicht erst ins Nachdenken zu geraten. Was genau ist passiert, wer hat was gesagt? Insofern hilft der Prozess Zugang zur Achtsamkeit zu finden. Durch Achtsamkeit kultiviert man eine mitfühlende, liebevolle Haltung.