In der Gewaltfreien Kommunikation ist Empathie enorm wichtig. Schließlich geht es darum, in Gesprächen und besonders in Konfliktfällen Verbindung zum Gesprächspartner herzustellen. Um den Gesprächsprtner zu verstehen, ist es nötig mich ich seine Gefühls- und Bedürfniswelt einzufühlen. Das ist Empathie. Wikipedia gibt folgende Definition für Empathie: „Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Ein damit korrespondierender allgemeinsprachlicher Begriff ist Einfühlungsvermögen. Zur Empathie wird gemeinhin auch die Fähigkeit zu angemessenen Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen gezählt, zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz und Hilfsbereitschaft aus Mitgefühl.“ Mich interessiert die Definition für Empathie besonders vor dem Hintergrund der Kommunikation. Um dir klar zu machen, was Empathie ist, möchte ich dir zeigen, was nicht empathische Kommunikation ist.
Definition für Empathie: fremde Gefühle verstehen
Wie wir gewohnheitsmäßig sprechen und warum das nicht empathische Kommunikation ist, erkläre ich an einem (erfundenen) Beispiel:
Meine Tochter – nennen wir sie Lisa – fährt morgens mit dem Zug zur Schule. Am Morgen steht sie pünktlich auf, aber sie wechselt mehrmals die Kleidung und trödelt herum. Mehrmals bitte ich sie, sich zu beeilen. Schließlich rennt sie aus dem Haus. Sie verpasst den Zug und kommt nach Hause zurück.
Lisa: „Mama, kannst du mich in die Schule fahren? Ich habe den Zug verpasst.“
Ich: „Ich kann dich nicht fahren, ich habe einen wichtigen Termin bei der Arbeit.“
Lisa: „Warum hast du mir nicht gesagt, wie spät es ist.“
Ich: „Ich habe dir mehrmals gesagt, dass du dich beeilen sollst. Du weißt, wann dein Zug fährt. Nimm den nächsten.“
Lisa: “Aber dann komme ich zu spät.“
Ich, schreiend: „Es reicht jetzt! Ich bin nicht deine Bedienung! Ich kann dich nicht fahren! Nimm den nächsten Zug!“
Mögliche Reaktionen auf ein Problem
Später erzähle ich meiner Freundin: „Lisa hat mich wieder so auf die Palme gebracht, dass ich sie nur noch angeschrien habe.“
Kommt dir eine dieser Reaktionsmöglichkeiten bekannt vor? Wenn du einen dieser 7 Fehler machst, kommunizierst du möglicherweise nicht das, was du eigentlich möchtest.
Belehren
„Ich erkläre dir mal, wie das mit der Pubertät ist. Ich lese gerade ein neues Buch darüber……“
Meine Freundin erzählt mir also von dem Buch, das sie gerade liest. Hat das etwas mit meinem speziellen Problem zu tun? Nein. Meine Gefühle und Bedürfnisse werden nicht gesehen.
Ratschläge erteilen
„Oh, schon wieder! Du solltest dich bei einer Therapie anmelden. Du musst das in den Griff kriegen.“
Meine Freundin merkt wohl, dass die Situation für mich belastend ist und es mir schlecht geht. Sie möchte mir helfen, indem sie mir sagt, was ich ihrer Meinung nach tun sollte, damit es mir besser geht. Sie sucht eine schnelle Lösung. Aber: Glaubt oder erwartet sie wirklich dass ich ihren Rat annehme? Und wenn nicht, was dann? Und – und das ist im Hinblick auf Empathie das wichtigste: Hat sie wirklich verstanden, wie es mir genau geht? Was genau belastet mich? Dass ich schreie, oder dass mich meine Tochter immer wieder einspannt ohne Rücksicht auf meine Bedürfnisse?
Verhören und Informationen sammeln
„Was ist denn passiert? Was hat sie gemacht?......“
Die Freundin merkt, dass es mir schlecht geht und zeigt echtes Interesse an der Situation. Aber solange wir nicht über Gefühle und Bedürfnisse sprechen, ist das keine Empathie.
Bemitleiden
"Ach Mensch, Lisa ist aber auch schwierig!"
Mitleid bedeutet, dass man sich vorstellt, das gleiche wie eine andere Person durchzumachen. Meine Freundin stellt sich also vor, was ich durchmache und leidet mit mir. Damit entfernt sie sich aber von mir. Ich erzähle ihr von mir und SIE leidet. Damit zeigt sie mir ihr Verständnis, aber Empathie ist das nicht.
Abwiegeln
„ Mach dir nichts draus. Kinder sind eben so.“
Was passiert hier? Ich fühle mich mit meinem Problem nicht ernst genommen. Die Freundin zeigt mir – ob beabsichtigt oder nicht – dass sie nicht mit mir darüber sprechen möchte.
Geschichten erzählen und noch eins draufsetzen
"Oh ja. Das kenne ich. Die Pubertät! Lena bringt mich auch ständig auf die Palm. Neulich hat sie….“
Die Freundin nimmt an, dass auch ich das Problem auf die Pubertät schiebe. Indem sie mir ihre Geschichte erzählt bewegt sie sich aber von mir weg. Sie beschäftigt sich mit sich selber, aber nicht mit mir. Habe ich ihr von dem Vorfall mit meiner Tochter erzählt, um ihre Geschichte zu hören? Sicher nicht!
Trösten
„Nimm dir das nicht so zu Herzen. Das wird schon wieder."
Wenn wir jemanden trösten, dann nehmen wir an, dass der andere sich traurig fühlt. Meine Freundin nimmt also an, dass ich traurig bin wegen der Situation. Sie will, das ich wieder fröhlich werde und versucht, mich aufzumuntern oder abzulenken. Meine tatsächlichen Gefühle nimmt sie nicht wahr. Sie interpretiert etwas in mich hinein. Ob es stimmt, hinterfragt sie nicht.
Die empathische Reaktion
Was wäre jetzt eine empathische Reaktion?
Freundin: „Warst du so wütend, weil du willst, dass Lisa selbst für sich sorgt?“
Ich: „Ja, sie weiß doch genau, wann ihr Zug abfährt. Und durch ihr Trödeln war ich auch später dran und wollte los. Ich fühle mich jetzt schuldig, weil ich sie angeschrien habe. Mir sind Harmonie und Vertrauen wichtig. Ich möchte mich auf sie verlassen können und wünsche mir mehr Rücksicht von ihr. Mit Geschrei komme ich nicht weiter.“
Und was ist daran anders?
Die Freundin will wirklich wissen, wie es mir geht in dieser Situation und hört mir zu. Sie hilft mir, meine Gefühle zu benennen (wütend, schuldig) und meine Bedürfnisse zu definieren, die in der Situation mit Lisa nicht erfüllt waren (Harmonie, Vertrauen, Rücksichtnahme). Sie lenkt nicht ab, indem sie die Situation als unwichtig abtut (Abwiegeln) oder mir Trost spenden will oder eine Geschichte erzählt, die mit mir nichts mehr zu tun hat – selbst wenn es Parallelen geben sollte. Dann umgeht meine Freundin die nicht empathische Kommunikation.
Zum Wohlergehen beitragen
Die Kunst in der Gewaltfreien Kommunikation ist es, empathisch und mit offenem Herzen zu reagieren. Wenn mir mein Gesprächspartner wirklich wichtig ist, wird es mir auch wichtig sein, ihn oder sie vollkommen zu verstehen. Ich werde mir auch die Zeit dafür nehmen, die es braucht. Selbst bei Unbekannten kann ich empathisch reagieren, wenn ich merke, dass sie etwas bedrückt. Es geht darum, zum Wohlergehen eines anderen Menschen beizutragen. Dann haben Ratschläge, Trösten und Geschichten erzählen keinen Platz.
Definition für Empathie: Sein Herz öffnen
Wenn mein Gesprächspartner etwas sagt, das mit mir selber nichts zu tun hat – womöglich etwas, das ich gar nicht hören will – fühle ich mich von ihm getrennt. Dann haben meine Gefühle und Bedürfnisse keinen Raum. Deswegen basiert die Gewaltfreie Kommunikation auf den vier Schritten. Denn richtig angewendet sind sie eine Anleitung dafür, empathisch zu sein. Meine persönliche Definition für Empathie ist einfach: sein Herz zu öffnen. Denn sein Herz öffnen hat etwas mit Loslassen zu tun. Ich gebe die Kontrolle ab. Wenn ich im Gespräch nicht mehr plane, was ich als nächstes sage und wie ich mich selbst ins beste Licht rücke, entferne ich mich von mir selbst und gehe auf meinen Gesprächspartner zu. Ich selber zeige mich ganz auf Empfang und damit empathisch. Mein Gesprächspartner findet sich an einem sicheren Ort, wo er sich selbst zeigen kann. So entsteht Verbindung. Und darum geht es in der Gewaltfreien Kommunikation.
Hast du selbst schon Empathie erfahren? Oder ist dir nicht empathische Kommunikation vertrauter?
Liebe Regina,
vor nicht allzulanger Zeit bin ich zu Deiner Seite ,,geführt,,worden.
Das ist für mich immer ein recht gutes ,,Zeichen,,.
Ich kenne nur allzu gut die 7 Fehler weil ich sie trotz guter Vorsätze immer wieder mache.
Es sind richtige ,,Muster,,.
Abgetrennt vom Herzen schwätzt von 0 auf 100 oft sofort nur noch der Hals.
Gerade im Bezug auf die eigenen Kinder.
Bei Fremden gelingt es leichter gut zuzuhören.
Ich merke leider immer noch das es ausser Hunger und Müde keine eigenen Bedürfnisse zu geben hat und daß es mir nach Jahrelanger harter innerer Arbeit noch immer nicht gelingt mich frei zu zeigen und zu äußern.
Und obwohl das Wissen vorliegt hapert es an der Umsetzung. In meiner Ausbildung zur HPP.Psych. ist die Wolf und Giraffensprache auch ganz kurz ein Thema gewesen und sei ca. 1 Jahr habe ich mir vorgenommen die Gewaltfreie Kommunikation erlernen zu wollen.
Ich finde Deine Arbeit sehr wertvoll und die Art und Weise wie Du schreibst gefällt mir sehr.Liebend gerne würde ich einen Kurs mit echten Menschen an echten Orten besuchen aber in diesen Zeiten ist das ja leider nicht so einfach umzusetzen.Ich könnte ich mir gut vorstellen das Giraffensofa bei Dir zu besuchen.
Danke für Dein Dich zeigen und Deine wertvolle Arbeit !
Beatrix
Liebe Beatrix,
Ich danke dir für dein sehr positives Feedback! Das freut mich sehr!
Ich würde mich natürlich auch sehr freuen, wenn du ich dir die Gewaltfreie Kommunikation auf dem Giraffen-Sofa näher bringen könnte.
Bis diesen Freitag, 24 Urh, gilt noch mein „Gutschein-Angebot“. Du musst bei der Bezalung den Code „URLAUB“ eingeben und erhältst dann 12 Euro Rabatt.
Liebe Grüße,
Regina