Bedürfnisse: Quelle der Lebensenergie

Bedürfnisse - Quelle der Lebensenergie: Frau im Sonnenuntergang

Wie geht es dir in diesem Augenblick? Was wünschst du dir? Was ist dir wichtig? Da du diesen Artikel aufgerufen hast, wünschst du dir eventuell Information, du möchtest lernen oder dich einfach entspannen? Es gibt nicht die eine Antwort, die auf jeden meiner Leserinnen und Leser passt. Vielleicht erfüllst du dir ein ganz anderes Bedürfnis? Alles ist vollkommen in Ordnung. Aber wenn du dir eines deiner Bedürfnisse bewußt machst, kommst du der Quelle der Lebensenergie ein Stück näher.

Anpassung bis zur Unsichtbarkeit

Jeder hat Bedürfnisse. Nur: wir kennen unsere Bedürfnisse nicht. Gerade Hochsensible sind gut darin, sich bis zur Unsichtbarkeit anzupassen. Das Gespür dafür, was in einer bestimmten Situation von dir verlangt wird, kann sehr nützlich sein. Wenn du dich selbst aber nicht mehr zeigst, ist es an der Zeit etwas zu ändern.

Sorge gut für dich

Wenn du Kinder hast, die du zu versorgen hast, wirst du deren Bedürfnisse vielleicht eher sehen als deine eigenen. Gerade kleine Kinder brauchen Fürsorge, Zeit und jede Menge Aufmerksamkeit. Wenn du hochsensibel bist und im Alltag nicht gut für dich selber sorgst, wirst du dich schnell genervt fühlen und deine Leistung gar nicht anerkennen können. Weil du erschöpft bist, kannst du deine Kinder in ihrer Einzigartigkeit gar nicht mehr wahrnehmen. Daher sorge so gut für dich selbst wie du dich um andere kümmerst. Nur wenn du dich mit Achtsamkeit und Liebe um deine Kinder kümmerst, wirst du Freude dabei empfinden. Und das Wissen um deine Bedürfnisse ist der Schlüssel dazu.

Alle menschlichen Handlungen erfüllen Bedürfnisse

Wenn du dir nicht erlaubst, in dich hineinzuhorchen und zu erkennen, was deine Bedürfnisse sind, nimmst du dir selbst Energie. Das hat Marshall Rosenberg erkannt und Bedürfnisse „Quelle der Lebensenergie“ genannt. Sein Konzept der Konfliktlösung hat er Gewaltfreie Kommunikation genannt, weil es für ihn aus seiner Lebensgeschichte und Erfahrung heraus stimmig war. Dabei hat er selbst gemerkt, dass man sich am Begriff der Gewaltfreiheit stoßen kann. Denn die Haltung, in der sein Prozess so wirkt wie er sich das vorgestellt hat, ist einfühlsam und wertschätzend. Das schließt dich und dein Gegenüber gleichermaßen ein. Der Grundgedanke der Gewaltfreien Kommunikation, der den Geist der Einfühlsamkeit beschreibt ist: „Alles, was wir jemals getan haben, haben wir getan, um ein Bedürfnis zu erfüllen (das mag erfolgreich gewesen sein oder nicht). Alle menschlichen Handlungen können als Versuch angesehen werden, Bedürfnisse zu erfüllen.“

Ohne Bedürfnisse kein Leben

Bedürfnisse sind aus dem menschlichen Leben also nicht wegzudenken. Das drückt auch folgende Überlegung von Thom Bond, einem amerikanischen Trainer für Gewaltfreie Kommunikation, aus: “Wie nennt man jemanden, der keine Bedürfnisse hat?“ Seine Antwort: „Tot.“

Das übliche Reaktionsmuster

Leider haben wir nicht gelernt, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen. Genauso wie wir nicht gewohnt sind, unsere Gefühle zu hinterfragen. Üblicherweise werden wir zuerst in einer Situation getriggert. Sofort bewerten die Situation gedanklich. Dadurch entsteht ein Gefühl, z. B Ärger. Dann handeln wir noch im Bann des Gefühls ohne weiter nachzudenken. Das ergibt die typischen wölfischen Reaktionen: Streit, Kritik, Gegenkritik, Machtkämpfe. Kurz. Ein Ping-Pong-Spiel, das als Ergebnis zu Verletzungen und seelischem Schmerz führt.

Vier Schritte Prozess

In der Gewaltfreien Kommunikation führt der Weg zur Handlung über mehrere Etappen. Im 4-Schritte-Prozess sind Gefühle die Wegweiser zu den Bedürfnissen. Gefühle und Bedürfnisse sind beide wichtig, um einen Selbstreflexionsprozess in Gang zu bringen.

Unerfüllte Bedürfnisse

In der Gewaltfreien Kommunikation gibt es keine schlechten oder negativen Gefühle. Denn Gefühle haben immer einen Hintergrund. Wenn du irritiert bist oder genervt, weisen dich diese Gefühle immer auf unerfüllte Bedürfnisse hin. Im Reflexionsprozess der Gewaltfeien Kommunikation geht es vorwiegend um unerfüllte Bedürfnisse.

Quelle der Lebensenergie für den Alltag

Wenn du fröhlich bist und inspiriert, werden deine Bedürfnisse dahinter erfüllt sein. Das darfst du feiern und richtig in den schönen Gefühlen schwelgen. Insofern trägt das Bewusstsein um die Bedürfnisse zur Selbstliebe bei. Dadurch bekommst du die Energie, die du so nötig brauchst, um deinen Alltag zu bewältigen.

Verknüpfung von Gefühlen und Bedürfnissen

Die Verknüpfung von Gefühlen mit Bedürfnissen ist das Herz der Gewaltfreien Kommunikation. Leider wurde den meisten Menschen in ihrer Kindheit abtrainiert, klar zu sagen, was sie wollen. Wenn der Ausdruck eines Bedürfnisses mit Wut verbunden war, lernten wir vielleicht auch schon, dass es gute und böse Gefühle gibt. Und wer sein Wollen mit dem „bösen“ Gefühl der Wut ausdrückte, bekam klar gemacht, dass das Wollen etwas Schlechtes ist. Gerade Mädchen und Frauen sollen ja lieb und nett sein und immer für andere da sein.

Paradox hochsensibler Mütter

Bei hochsensiblen Mädchen ist diese Erziehung besonders heikel. Der Hang zum Perfektionismus ist bei ihnen besonders ausgeprägt. Sie fühlen die Ansprüche, die von außen an sie herangetragen werden und wollen alles richtig machen. Wenn sie Mütter werden, geschieht das Paradox, dass sie sich trotz der hohen Ansprüche an sich selbst in dieser Rolle oft unterfordert und gelangweilt fühlen. Denn sie nehmen ihre eigenen Bedürfnisse z.B. nach Freiheit und Selbstausdruck nicht mehr wahr. Das ständige Geben laugt sie aus. Die Quelle der Lebensenergie scheint weit unerreichbar.

Jeder Mensch hat dieselben Bedürfnisse

Welche Bedürfnisse bei dir im Mangel sind und welche in der Fülle, ist ganz individuell. Die Bedürfnisse selber sind universell. Jeder Mensch hat dieselben Bedürfnisse, ganz egal in welcher Kultur er lebt oder welcher Religion er angehört. Daher schafft das Bewusstsein um die Bedürfnisse an sich schon Verbindung. Verbindung ist einer der wichtigsten Werte der Gewaltfreien Kommunikation. Verbindung stellst du über den 4-Schritte-Prozess her. Und dabei ist wieder das Wissen um die Bedürfnisse der wichtigste Schritt. Weil alle Menschen grundsätzlich dieselben Bedürfnisse haben, fällt es leichter das Gegenüber in seinem ganzen Menschsein zu sehen.

Schlüssel für Selbstakzeptanz und mehr Energie

Aber letztlich kommt es auch dir selbst entgegen. Wie oft wurdest du als Mimose oder überempfindlich bezeichnet, wenn du ausdrücktest, dass dir etwas nicht gefällt oder einfach zu viel ist? Für Hochsensible ist das Wissen um Bedürfnisse der Schlüssel zur Selbstakzeptanz. Gleichzeitig wird Energie frei. Beides  ist wichtig, um ein erfülltes, stressfreies Leben zu leben. Stress und Überreizung entstehen bei Hochsensiblen oft dadurch, dass in der nicht-sensiblen-Mehrheit die Toleranzschwelle einfach höher ist und angenommen wird, dass Wahrnehmungen für alle gleich sind. Vielfach fehlt auch einfach das Wissen und das Verständnis über Hochsensibilität. Aber um diese herzustellen sind wir als Hochsensible selbst verantwortlich. Das ist im Wissen um Bedürfnisse enthalten.

Für mich ist es inzwischen normal geworden, meine Gedanken und Gefühle zu hinterfragen, um mir meiner Bedürfnisse bewusst zu werden.

Wie geht es dir mit deinen Bedürfnissen? Hast du Anregungen oder Fragen? Dann kommentiere diesen Beitrag.