Familienfeste ohne Konflikte feiern

Familienfeste ohne Konflikte feiern

Kennst du „Friends“, die Fernsehserie? Als die Serie noch im Fernsehen lief, habe ich sie regelmäßig gesehen. Als die letzte Folge gelaufen war, habe ich mir einen Schuber mit allen DVDs gekauft und mir nochmal angesehen. Die DVDs sind mir neulich beim Aufräumen in die Finger geraten und ich habe ein paar Folgen geschaut. In einer Szene ging es um Geschwister-Rivalität. Und das brachte mich auf die Idee über das Thema Familienfeste ohne Konflikte feiern. Denn gerade wenn die Großfamilie zusammenkommt und man sich alles friedlich und perfekt wünscht, brechen alte Konflikte regelmäßig auf.

Rivalität bis ins Erwachsenenaltern

In der Szene ging es um ein Familienessen. Monica freut sich, dass diesmal endlich ihr großer Bruder Ross, der Liebling der Eltern, eine schlechte Nachricht zu verkünden hat. Denn Ross ist von seiner Frau wegen einer anderen Frau verlassen worden. Seine Frau ist aber von ihm schwanger. Die Bombe platzt also während des Essens. Aber trotzdem steht nicht Ross im Mittelpunkt, sondern Monica ist der Sündenbock. Denn die Mutter fragt Monica: „Warum hast du uns das nicht früher erzählt?“

Trigger lauern überall

Das tut weh! Kommt dir das bekannt vor? Mir schon. Sowohl aus meiner eigenen Erfahrung als Tochter und Schwester und auch als Mutter. Die Benachteiligung oder gefühlte Benachteiligung, selbst wenn sie viele Jahre zurückliegt, kann zu Konflikten in der Gegenwart führen. Und gerade an Festen, wo man mit den Menschen zusammenkommt, die man schon immer kennt, lauern Trigger.
Die Verhaltensweisen, die man sich als Kind angewöhnt hat, bleiben Jahre lang bestehen und werden oft nicht hinterfragt. Vielmehr landen sie oft in der Gegenwart und setzen sich fort. Häufig beeinflussen sie auch den Umgang mit den eigenen Kindern. Schließlich gelingt es Kindern ja besonders gut, ihre Eltern zu triggern.

Gut vorbereitet sein

Wenn du dich vor dem nächsten Fest fürchtest – dafür gibt es ja viele mögliche Gründe -, kannst du dich mit der Gewaltfreien Kommunikation optimal vorbereiten und stärken. Dann kann es dir leichter gelingen, eine Verbindung zu den Menschen herzustellen, die dir wichtig sind. Wenn dir das nicht gelingen sollte, dann mache dir keine Vorwürfe.
Sorge gut für dich selbst und schaffe eine gute Verbindung mit dir selbst. Mach dir klar, was du erwartest. Was sind deine Bedürfnisse?

Um dir dabei zu helfen, zeige ich dir Lösungsmöglichkeiten für drei Klassiker unangenehmer Kommunikation.

 
Kennst du Situationen wie diese?

1. Langeweile

Es ist langweilig und du fühlst dich mit den Menschen um dich herum gar nicht verbunden. Verbindende Gespräche kennt ihr eigentlich nicht, sondern ihr flüchtet euch in Themen wie das Essen, das Wetter oder das Fernsehprogramm.

In diesem Fall könntest du versuchen die anderen aus der Reserve zu locken: Frage etwa: „Was bewegt euch in diesem Moment wirklich? Mir ist die Verbindung mit euch sehr wichtig, daher möchte ich wissen, wie es euch geht? Möchtet ihr etwas erzählen?“

Wichtig dabei ist, dass ihr den Grund für diese Frage nennt, also das Bedürfnis nach Verbindung oder Kommunikation. Außerdem wichtig ist, dass ihr den Anwesenden die Möglichkeit gebt, nein zu sagen. Schließlich wünschst du dir mehr Verbindung und möchtest niemanden zwingen etwas preiszugeben, wofür er oder sie nicht bereit ist.

 2. Inquisitoren

Du erwartest Fragen zu deinem Privat- oder Berufsleben, die du aber nicht beantworten möchtest, etwa die Frage, wann du endlich heiratest, ob du schon schwanger bist oder wie dein letztes Bewerbungsgespräch gelaufen ist.

Wenn Tante Erna die Nervensäge ist, die immer ganz genau wissen will, was bei dir abgeht, dann frage sie doch einfach, warum sie dir diese Frage stellt. Vielleicht ist sie sich gar nicht bewusst, dass sie dich damit triggert. Du könntest etwa so reagieren: „Du möchtest mehr über mein Liebesleben wissen? Wünschst du dir, dass ich glücklich bin und glaubst, dass ich noch glücklicher wäre, wenn ich verheiratet wäre?“

3. Schlechte Stimmung

Die Stimmung ist aufgeladen. Zum Beispiel wird ein Thema angesprochen, das für mehrere Familienmitglieder unangenehm ist, etwa ein noch nicht gelöster Konflikt.

Dieser Fall ist der schwierigste. Eine Möglichkeit wäre, dass du noch vor Weihnachten das Gespräch suchst, am besten mit den Personen, die dieses Thema immer wieder zu den unmöglichsten Gelegenheiten aufwärmen.

Du kannst sie bitten, dass an Weihnachten nicht über dieses Thema diskutiert wird, weil du dir Harmonie und Verbindung wünschst und sich niemand ausgeschlossen fühlen sollte.

Bei ungelösten Konflikten ist auch die sogenannte „Wolfsshow“ sehr hilfreich. Das bedeutet, dass du alle Gedanken über deine Familie aufschreibst, egal wie böse sie sein mögen. Das ist natürlich nur für dich! Und darf später verbrannt werden!

Auf diese Weise lässt du Dampf ab und kannst dem Fest gelassener entgegensehen. Du kannst dir zu jedem Punkt auf deiner Liste überlegen, welches Bedürfnis nicht erfüllt ist. Um die passenden Worte zu finden, hilft dir die Liste der Bedürfnisse.

Egal, was du  erwartest, es ist immer hilfreich deine eigenen Bedürfnisse zu kennen. Es macht auch Sinn sich in die anderen Beteiligten einzufühlen. Wenn du eine große Familie hast, dann überlege dir, wer dir eventuelle unangenehm werden kann und hinterfrage, warum er sich so verhält wie er es tut. Dann gelingt dir eine Reaktion, die verbindender ist.

Mach dir bewusst: Du kannst die Reaktionen von anderen nicht verändern. Gleichzeitig hast du immer die Wahl dein eigenes Verhalten zu steuern. Daher ist es wichtig, dass du dich an die erste Stelle stellst und deine Bedürfnisse kennst. Dann wirst du auch die richtigen Worte finden.

Genieße das Zusammensein mit deiner Familie und deinen Freunden. Ich wünsche dir, dass du Wertschätzung, Kommunikation und Verbindung erfährst.